Schaumburger Zeitung vom 02. Mai 2014

„Alles fügt sich ideal“

45 Jahre Heimatverein und 30 Jahre Heimatmuseum: Die neue Saison ist eröffnet

Hattendorf. Er lässt sich viel Zeit, aber 1891 schreibt Heinrich Wilhelm Dehne dann doch einen Brief, der wohl lange unterwegs ist, bevor er endlich zugestellt werden kann. Dehne wurde 1826 in Rannenberg als zehntes Kind geboren, im Alter von 23 Jahren wanderte er nach Chicago in Amerika aus, 1891 schrieb er dann an seinen Rannenberger Neffen Gerhard Dehne, wie es ihm so ergangen ist in der Neuen Welt.

 

Der Brief kann im Heimatmuseum jetzt gelesen werden, und wer die Sütterlin-Sprache, in der Dehne damals berichtet, nicht lesen kann, der kann auf eine Übersetzung zurückgreifen, die Angelika Schierhöltzer erarbeitet hat.

 

Den Auswanderer aus dem Auetal gilt der Blick in der neuen Museumssaison ebenso wie Exponaten zum Bergbau und zur ehemaligen Ziegelei in Borstel, und auch wenn die Zahl der Exponate noch überschaubar ist, so zeigt sich doch, wohin das Museum gehen möchte: Vom ländlichen Leben im Auetal und seinen vielen Facetten Zeugnis ablegen, Bürgermeister Thomas Priemer wird später davon sprechen, dass in diesen Räumen Identität gestiftet werde und damit auch die Lebensqualität im Auetal steige.

Es ist übersichtlicher geworden, vor allem im raum I laufen die Besucher nicht mehr gegen eine gefühlte Wand von Schränken, weil die Männer der Mittwochsrunde den Exponaten viel mehr Raum lassen. Es wirkt großzügig und aufgeräumt, die Bilder und Handwerkswerkzeuge sind bestens zu betrachten. Und es macht durchaus Sinn, einen Schwerpunkt auf die Hausschlachterei zu legen, weil viele Auetaler mit diesem Aspekt des Auetaler Landlebens ja noch selbst aufgewachsen sind.

 

Gestern wurde die Doppeljubiläums-Saison eröffnet, und natürlich blieb es Jörg Landmann überlassen, als Ehrenvorsitzender des Vereins für Heimatpflege Auetal, der 33 Jahre den Verein leitete, einen historischen Rückblick auf 45 Jahre Heimatverein und auf 30 Jahre Heimatmuseum zu geben.

 

Denn das Gründungsdatum des Heimatvereins jährte sich zum 45. Mal bereits vor einem halben Jahr am 24. November 2013. Schon 1968 wurde die Rehrener Bevölkerung mit einem schriftlichen Aufruf zur Gründung eines Vereins für Heimatpflege eingeladen, im November wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Der Verein zählte damals 45 Mitglieder. Bei der Übergabe der Unterlagen stieß Landmann anschließend im Gründungsprotokoll auf einen interessanten historischen Hinweis: Der Ort Rehren wird als Retheren 1182 erstmals in einer Urkunde des Herzogs Heinrich des Löwen erwähnt. Danach würde Rehren im Jahre 1982 das 800-jährige Bestehen feiern können. Daraus entstand der Gedanke, 1982 für alle Ortsteile der Gemeinde eine zentrale 800-Jahrfeier durchzuführen.

Die Landfrauen am Spinnrad
Die Landfrauen am Spinnrad

Nach einem Aufruf stellten viele Auetaler Bürger historisches Bildmaterial aus, die Landfrauen bauten eine Wohn- und Spinnstube auf, in der tatkraftig auch gesponnen und gewebt wurde. Der Heimatverein war verantwortlich für die Organisation und stellte auch einige landwirtschaftliche Geräte aus. Landmann: „Eine logische Folge für uns war nun auch, dieses Auetaler Gemeinschaftsgefühl weiter zu stärken.“ Es passte also, als dem Heimatverein schon im Sommer 1983 ein ehemaliger Klassenraum der ehemaligen Volks- und Grundschule Hattendorf für den Aufbau einer Heimatstube angeboten wurde; ein Jahr später, am 1. Mai 1984, war Gründungseröffnung. Landmann: „Eine beispielhafte Erfolgsgeschichte begann.“ Viele Auetaler Bürger brachten viele Bilder und Exponate zur Heimatstube, die Museumsvater Wilhelm Meier entgegennahm – und sie traten dem Verein bei. Heute hat der Verein schon seit mehreren Jahren die stattliche Mitgliederzahl von rund 450. „Mit dem heutigen Tage kann eine erneute Erweiterung des Heimatmuseums präsentiert werden“, so Landmann, da einige Räume des ehemaligen Kindergartens vom Heimatmuseum übernommen wurden und so kann vieles in den Räumen entzerrt werden und es können neue Schwerpunkte gesetzt werden: „Alles fügt sich ideal in das Gesamtkonzept.“ Man wolle das ländliche Leben und Handwerk von früher in übersichtlich und nicht überladen wirkenden Räumlichkeiten zu zeigen, Historisches anschaulich darstellen, museumspädagogische Führungen anbieten und jährlich wechselnde Sonderausstellungen präsentieren. Einen kleinen Wunsch konnte man aus den Erläuterungen Landmanns auch heraushören: mehr Besucher.

 

Am kommenden Sonntag, 4. Mai, ist das Heimatmuseum von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

 

 

 

VON FRANK WESTERMANN