Schaumburger Zeitung vom 28. April 2015
Mehr als Max und Moritz
An diesem Freitag beginnt die neue Museumssaison
Hattendorf. Ja, sicher, sagt Rolf Prange, sicher wollte man Max und Moritz zu ihrem 150. Geburtstag in der neuen Saison im Heimatmuseum in den Vordergrund rücken, das hätte sich ja durchaus angeboten, denn eine Schneiderstube, um mal ein Beispiel zu nennen, die gibt es ja hier, da hätte man schon etwas Nettes arrangieren können. Aber, sagt Prange, und dieses Aber wiegt schwer, dann habe man täglich in der Zeitung lesen können, dass landauflandab im Landkreis das 150-jährige Jubiläum der beiden Wiedensahler Lausbuben gefeiert wurde: Warum also auch noch im Auetaler Heimatmuseum? Und daher sei man von diesen Plänen wieder abgerückt.
Es ist eine durchaus nachvollziehbare Begründung, die der stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege abgibt, denn ohne Max und Moritz können sich die Männer der Mittwochsrunde deutlich stärker auf das Auetal konzentrieren.
Natürlich wird an das Busch-Jubiläum erinnert, Bilderserien erinnern an passenden Orten an die Streiche, und auch in der großen Mittelvitrine im ersten Stock werden Exponate rund um Max und Moritz ausgestellt, aber im Mittelpunkt stehen am dem kommenden Freitag andere Sonderausstellungen.
Vor allem wird gezeigt, wie und wann der Strom ins Auetal kam. Bis um das Jahr 1900 musste sich mit offenen Feuer geholfen werden, wenn Licht benötigt wurde, mit Kerzen, Öl- und Petroleumlampen oder Karbitleuchten. Aber im Zeitalter der Industrie wurde schon seit Jahrzehnten die Nutzung vom Strom vorangetrieben, auch wenn er zunächst nur zur Nutzung der Maschinen eingesetzt wurde.
In unserer Region wurde der 4. März 1909 zum Wendepunkt; an diesem Tag gründete sich das Elektrizitätswerk Minden-Ravensburg, kurz EMR. Ein Jahr später wurde die erste Oberleitung gelegt, sie führte von Minden über Rinteln nach Rodenberg, und an dieser Leitung wurden in Rehren der Gastwirt Aschoff und der Landwirt Bredemeier an der Rehrener Straße angeschlossen. 1919 wurde das Netz in Schaumburg an Wesertal verkauft, im ganzen Auetal wurden Neukunden gewonnen. Gezeigt werden im Heimatmuseum auch Geräte, die mit dem Strom betrieben wurden , also Bügeleisen, Tauchsieder und Föhne; teilweise sind dies technische Ungetüme, von denen man heute nicht mehr denken würde, dass sie jemals funktionstüchtig waren. Hier lohnt ein längerer Blick.
Geblickt werden kann auch auf den Treppen, denn dort sind neue Fotos aufgehängt worden, die Motive stammen vorwiegend aus Handwerk und Gewerbe, aber auch aus dem Alltagsleben. Es ist eine kleine Zeitreise, und alle Fotos erinnern daran, dass es im Auetal des letzten Jahrhunderts kaum Berufe gab, die nicht mit schwerer Arbeit verbunden waren; und wer im Auetal bis, sagen wir mal, 1960 aufwuchs und groß wurde, der begriff sehr schnell, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang gab zwischen dem, was die beiden Hände tagsüber schufen und dem, was dreimal täglich auf dem Küchentisch stand.
|
|