Auf ein Neues

In Hattendorf wird die 32. Museumssaison eröffnet

HATTENDORF. Man kann sich die Reaktion der Experten unschwer vorstellen. Die Lindhorster und Rodenberger Trachtenfrauen besuchten das Auetaler Heimatmuseum und waren beim Anblick der mit Trachten bekleideten Puppen entsetzt: Das geht doch gar nicht, falscher kann man die Puppen ja eigentlich gar nicht einkleiden.

Und weil die Rodenberger und Lindhorster durchaus aus einem gewissen Fundus an Trachten schöpfen können, haben sie den Auetaler Heimatfreunden gern mal unter die Arme gegriffen: So, das wird jetzt angezogen, dann passt das auch.

Das, was jetzt passt, zeigt die Bekleidung einer Braut in ihrer Ortstracht, die ins Auetal gezogen ist, um dort den Bund fürs Leben zu schließen. Und gleichsam als Beweis, dass hie alles seine Richtigkeit hat, hängt zwischen den zwei weiblichen und zwei männlichen Puppen noch ein historisches Bild, es ist auf den 16. August 1903 datiert, in Antendorf heiratet Friedrich Wieggrebe, geborene Bock.

Rein wettermäßig gesehen ist Hattendorf nicht Möllenbeck. Im Klosterdorf scheint seit gefühlten drei Jahrzehnten am 1. Mai immer die Sonne, ohne Ausnahme, während sich in Hattendorf Britta Springmann als Vorsitzende des Heimatvereins freuen konnte, dass nach den verregneten oder nasskalten Eröffnungen der letzten Jahre nun wieder mal die Sonne scheine. Das ließ sich fraglos auch an der Besucherzahl ablesen; es waren spürbar mehr als in den letzten Jahren.

Natürlich wurde die Tradition in Ehren gehalten, erst stellten die Männer der Dorfgemeinschaft den Maibaum auf, anschließend tanzten die Kinder der Kita Escher.

„Sie sind alle wieder hier, unsere guten Geister“, freute sich Britta Springmann, und tatsächlich, von der Damenriege, die für Behaglichkeit mit Kaffee und Kuchen sorgte, bis hin zur Jägerschaft und den beiden Schmieden Stefan Müller und Peter Vollbrecht trugen alle ihr Scherflein zu diesem „sorgenfreien Tag“ (Springmann) bei.

Bürgermeister Heinz Kraschewski brachte in seine Rede zusammen, was gerne übersehen wird: dass zum Ehrenamt auch die Nachhaltigkeit gehöre.

Gemeint war dies: Wenn das Heimatmuseum im Oktober schließe, weil die Saison beendet sei, dann achte kaum jemand auf die Arbeit, die dann beginne, und die Männer der Mittwochsrunde würden dabei eben auch eine Kontinuität an den Tag legen, die beeindruckend sei.

Seit Oktober haben die Männer der Mittwochsrunde da Museum überarbeitet, Exponate auseinandergezogen, Podeste gebaut, Vitrinen umgestellt, gemalert und auch gesammelt, erklärte Britta Springmann.

Ergänzt wurde die Sonderausstellung über den Strom im Auetal mit Handwerkszeug, Dokumenten und Fotos, auch wenn es zum Bereich Abwasser nicht mehr als zwei Fotos gibt. Es ist ja auch ein Bereich, in dem man nicht automatisch Fotos macht.

Sehr schön ist die Bildergalerie in den Treppenhäusern geworden, die Bilder zeigen Konfirmationen und Kommunionen von 1950 bis 1990. Mancher wird sich oder seine Kinder oder Enkel wiedererkennen, und mancher wird seinen Augen dabei nicht trauen: Sind wir in den achtziger Jahren wirklich mit diesen Frisuren durch die Welt gelaufen?

Neu gestaltet wurde der kleine Eckraum hinter der Post; hier wird jetzt die Entwicklung des Geldes, der Geldinstitute im Auetal und der persönlichen Papiere gezeigt. Der Personalausweis sei heute für alle selbstverständlich, hatte Vorsitzende Springmann in ihrer Rede ausgeführt, aber was hätten die Menschen vor 100 Jahren gehabt? Und was sei ein „Armer Heinrich“? Rolf Prange habe hier viele Kostbarkeiten und Erläuterungen zusammengetragen. Am Sonntag, 15. Mai, ist das Auetaler Heimatmuseum von 14 bis 17 Uhr das nächste Mal geöffnet.

 

Wer vor 100 Jahren ins Auetal zog, um dort zu heiraten, der trug als Ehefrau Tracht. Und d in der Vitrine wird jetzt die richtige Bekleidung gezeigt. Reger Andrang herrschte bei der Jägerschaft: Man konnte Felle zuordnen und neue Freunde finden.Fotos: rnk

 

von Frank Westermann