Hochzeit vor der Schmiede? – Ja!
Verein für Heimatpflege: Verärgert über Auetaler Konkurrenz-Veranstaltungen am
1. Mai
Auetal. Wo die Grenzen der Ehrenamtlichkeit erreicht und überschritten werden, das erklärt die Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege beim letzten Punkt der Tagesordnung. Bei Verschiedenes also sagt Britta Springmann, dass die „neuen Mitbürger“ natürlich bei der Saisoneröffnung am 1. Mai willkommen seien. Gar keine Frage, „aber wir können uns nicht kümmern“, man habe für den ersten Mai einen Personalpool, und der müsse die Eröffnung stemmen und schaffen. Es fehle einfach die Zeit, „um den neuen Mitbürgern als Pate zur Seite zu stehen und sie zur Hand zu nehmen“, erklärte Springmann: „Das müssen wir realistisch angucken.“ Andererseits seien Termine für Gruppen jederzeit möglich.
Helmut Meier sah es ähnlich, eine generelle Einladung zur Saisoneröffnung würde die Grenzen sprengen, meinte der Hattendorfer und verwies auf die Einladung der Auetaler Flüchtlinge in die „Alte Molkerei“: Dort hätten vor wenigen Wochen die Besucher so dicht gedrängt gesessen und gestanden, dass für einige Besucher nur noch Platz vor der Tür gefunden worden sei.
Etwas verärgert ist der Vorstand darüber, dass es am 1. Mai, wenn das Museum ab 10 Uhr die neue Saison eröffnet, andere Veranstaltungen in Auetaler Orten gibt. Veranstaltungen, die potenzielle Besucher abziehen, aber das ist wohl nicht der springende Punkt, denn schließlich halten sich die Erlöse im überschaubaren finanziellen Rahmen. 2015 waren es ein paar Hundert Euro im unteren dreistelligen Bereich. Nein, für den Vorstand ist es mehr eine Frage des Respekts: Der 1. Mai war seit über drei Jahrzehnten immer ein Alleinstellungstag für das Hattendorfer Heimatmuseum; für den Ort also, der sich als Gedächtnis der Gemeinde und seiner früheren Ortschaften betrachtet. Hier gibt es am 1. Mai ein Angebot an die Bewohner aller Auetaler Orte, meint der Vorstand – das sollte so bleiben.
Die Saisoneröffnung 2015 litt unter schlechtem Wetter, und es hätten auch mehr Besucher sein könne, sagt Britta Springmann in ihrem Rückblick, aber unter dem berühmten Strich sei es ein runder Tag gewesen. Erfreulich seien zwei Hochzeiten im letzten Jahr, wobei das erste Paar aus Hannover stamme und nun überhaupt keinen Bezug zum Auetal habe. Es sei nur im Internet auf die Trauungsmöglichkeit im Auetaler Museum gestoßen und habe sich daher dafür entschieden, sich das Ja-Wort vor der Schmiede zu geben. Möglich ist dies, weil der Traubereich Museum sich auf das gesamte Grundstück und nicht nur auf die gute Stube im ersten Geschoss erstreckt. Im Internet gebe es Bilder, Videos und Texte zu den Trauungsmöglichkeiten im Museum Hattendorf, sagt Springmann, alles sehr stimmungsvoll, „das macht uns bekannt“ und hole auch mehr Besucher ins Museum.
Über 900 Besucher waren es in der letzten Saison, erklärt anschließend Rolf Prange, zehn Schulklassen, 13 Gruppen aus der Umgebung wie das DRK Bad Münder, die Seniorengruppe Segebusch oder die Teilnehmer einer Autorallye, die in Heuerßen gestartet waren und in Hattendorf kurzerhand für den Museumsbesuch einen Zwischenstopp einlegten; besucht werden konnten die Ausstellungen an acht Öffnungstagen und drei Sondertagen.
900 Besucher, das sei schon eine ganze Menge, befand Prange und meinte mit Blick auf die Rintelner Eulenburg, „dass wir unser Museum nicht zu sehr modernisieren sollten“.
Bis zu Eröffnung der neuen Saison wird weiterhin um- und ausgebaut, aber nicht mehr „so wahnsinnig viel“ wie in den letzten beiden Jahren, sagte Prange. Der Bereich, in dem vieles rund um „Max und Moritz“ ausgestellt werde, bleibe erst einmal so, ansonsten wolle man Bereiche schaffen für aufgelöste Vereine: „Wir schauen einfach mal, was noch so kommt.“
Die Sonderausstellung Elek- trik aus dem letzten Jahr solle es weiterhin geben. Sie solle ausgebaut und um die Bereiche Wasser und Entwässerung erweitert werden. Ganz so einfach sei das aber nicht, meinte Prange: „Die Entwässerung, also Kanäle oder Gräben, fehlt völlig.“
Und einen prominenten Platz werden die Bilder der Auetaler Konfirmationen und Kommunionen einnehmen, also Bilder, die Auetaler zeigen, die heute noch leben und nicht die Generation der Großeltern. Der von Prange erhoffte Effekt: Die Besucher stehen vor den Bildern und denken: „Hoppla, das bin ja ich!“
Ob es in diesem Jahr erneut einen Museumstag für Kinder geben wird, ist fraglich, zu dürftig war im letzten Jahr die Resonanz: Zwei Mädchen aus Hattendorf schauten vorbei, weil sie zufällig am Museum vorbeigekommen waren.
440 Mitglieder hat der Verein für Heimatpflege, im letzten Jahr gab es 20 Ab- und 13 Zugänge, finanziell kann er über Gelder im mittleren vierstelligen Bereich verfügen.
Gewählt wurde auch, und es ging schnell. Britta Springmann bleibt Vorsitzende, Prange ihr Vertreter und Karl Hampel Museumsleiter. Und bei den Kassenprüfern gab es sogar drei Bewerber für zwei Posten. Zur Kampfabstimmung kam es aber nicht, der Auetaler Heimatverein hat nun einen Kassenprüfer in Reserve.
Im Internet wird fleißig für Hochzeiten in Hattendorf geworben; möglich ist das Ja-Wort übrigens auf dem gesamten Platz.Foto: pr,
Von frank Westermann