Schaumburger Zeitung vom 07. September 2019

Heimatverein erhält Miele-Waschmaschine aus den Zwanzigerjahren / Museum am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet

Alles noch Handarbeit

Sie hat zwar noch kein modernes CapDosing, kein Power-Wash und keinen Comfort-Lift – und doch ist sie Anfang der 20er-Jahre eine der Modernsten ihrer Zeit: die „Miele Waschmaschine No. 33“, mit schwimmendem Waschbrett und für den Handbetrieb gebaut.

Karl Hampel (l.) und Rainer Bruns demonstrieren an der „Miele No. 33“, wie damals noch von Hand gewaschen wurde. Fotos: tw
Karl Hampel (l.) und Rainer Bruns demonstrieren an der „Miele No. 33“, wie damals noch von Hand gewaschen wurde. Fotos: tw

HATTENDORF. Sie hat zwar noch kein modernes CapDosing, kein Power-Wash und keinen Comfort-Lift – und doch ist sie Anfang der Zwanzigerjahre eine der Modernsten ihrer Zeit: die „Miele Waschmaschine No. 33“, mit schwimmendem Waschbrett und für den Handbetrieb gebaut. Der achteckige Holzbottich mit der von zwei Personen – damals meist Frauen – zu bedienenden Wippe ist der jüngste Neuzugang im Heimatmuseum Auetal. Einen Motor sucht man vergeblich.

„Der Inhaber eines ehemaligen Elektrofachgeschäftes in Rehren ist auf uns zugekommen, hat uns die bis zu 85 Kilogramm schwere Waschmaschine als Dauerleihgabe angeboten“, berichtet Karl Hampel. Der Museumsleiter und Vorsitzende des 380 Köpfe zählenden und seit über 50 Jahre bestehenden Vereins für Heimatpflege: „Sie soll nach dem Tod des Eigentümers in unseren Besitz übergehen.“

Als „unverwüstlich“ beworben: das Miele-Getriebe.
Als „unverwüstlich“ beworben: das Miele-Getriebe.

m Jahr 1914 war Miele die größte Spezialfabrik Deutschlands für Milchzentrifugen, Buttermaschinen, Wasch-, Wring- und Mangelmaschinen. 1927 begann die Firma mit der Fertigung von Staubsaugern. 1929 stellte sie die erste elektrische Geschirrspülmaschine Europas her. Ab 1930 wurden, was heute kaum noch einer weiß, sogar Motorräder gebaut.

Der Heimatverein hat sich im Miele-Museum Gütersloh schlaugemacht und dabei herausgefunden, dass sie da jetzt in Hattendorf eine echte Rarität stehen haben. Allein der damalige Kaufpreis in Reichsmark ließ sich nicht mehr ermitteln. „Miele-Waschmaschinen mit einem runden Holzbottich und den verzinkten, rostsicheren Beschlägen gibt es zwar noch einige, aber achteckig sind sie extrem selten“, sagt Rainer Bruns, der – als Hobbytischler – in der Museumsmannschaft den Job des Restaurators übernommen hat. Der wahrscheinliche Grund, warum Miele die Waschmaschine zunächst als Oktagon produzierte: „Der aus Pechkiefer gefertigte Holzbottich hatte in dieser Form eine höhere Wasserdichtigkeit“, vermutet Bruns.

Dabei ist die Funktionsweise der „Miele No. 33“ ebenso einfach wie genial: Im Inneren befindet sich unter einem Waschbrett aus Buche ein je nach Ausführung zwischen 100 und 125 Liter fassender Zinkbehälter. Die Wäsche wird mit einem Stück Kernseife in Handarbeit zwischen diesem und einem weiteren Waschbrett gewalkt, das unterhalb des Bottichdeckels montiert ist. Danach wird das Wasser mittels einer „Heißwringer“ genannten Kurbel aus der Wäsche gemangelt.

Als die Waschmaschine ins Heimatmuseum kam, war sie extrem verdreckt. Bruns hat sie gereinigt und ihr dabei auch gleich vier neue Beine aus Eichenholz gedrechselt; die alten waren durch den ständigen Kontakt mit Wasser in der Waschküche verfault. Sieht man von den etwas verblichenem Miele-Firmenlogo auf dem Deckel ab, strahlt sie jetzt wieder – fast – wie neu und macht dem Werbeslogan der Firma „Stabile Ausführung – Saubere Arbeit – Unverwüstliches Getriebe“ alle Ehre.

Aufgrund des „Tages des offenen Denkmals“ ist das Heimatmuseum in Hattendorf am morgigen Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Autor:
THOMAS WÜNSCHE