Schaumburger Zeitung vom 15. Oktober 2020
Exponat schließt Lücke in Sammlung
Heimatmuseum Auetal erhält antikes Butterfass geschenkt
HATTENDORF. Das Heimatmuseum in Hattendorf entwickelt sich – purer Zufall – mehr und mehr zu einer Außenstelle des Werksmuseums von Miele: Nachdem in dem früheren Schulgebäude Langenfelder Straße 47 bereits zwei antike Miele Waschmaschinen und ein antikes Miele-Damenfahrrad zu sehen sind (wir berichteten), ist das Team um Museumsleiter Karl Hamel jetzt um ein weiteres Miele-Familienmitglied reicher: ein antikes Butterfass, Modell D 5, das nach ersten Recherchen vermutlich aus den 20er- oder 30er-Jahren stammt.
Dem Museum als Dauerleihgabe übereignet hat das Fass der Hattendorfer Werner Ackmann, der selbst Mitglied im Heimatverein Auetal ist. „Seine Eltern hatten hier im Dorf eine kleine Kuhbauernstelle. Werner hat mit dem Fass noch selbst buttern müssen“, erzählt Hampel im Gespräch mit der Redaktion dieser Zeitung.
Heute ist alles ganz einfach: Wer Butter möchte, greift im Lebensmittelmarkt seiner Wahl kurzerhand ins Kühlregal. Fertig. Früher dagegen musste – wer Butter wollte – in mühsamer und langwieriger Handarbeit stampfen oder kurbeln und brauchte dafür – ein Butterfass. Das erste Mechanische soll der deutsche Ev.-luth. Pfarrer Georg Peßler im Jahre 1796 in Braunschweig erfunden haben – übrigens neben einer Dreschmaschine und einer Mechanik, „um Scheintodte beim Erwachen im Grabe auf die wohlfeilste Art wieder heraus zu erretten.“.
n dieses Fass wurde der abgeschöpfte Rahm gegeben und anschließend zu Butter gestampft oder geschlagen. „Wir haben im Museum bereits ein kleines Stampf- oder Stoßbutterfass mit stehendem Fass und auf- und abgehendem Stößer und ein großes Roll- oder Wiegenbutterfass, bei dem die ganze Tonne mit dem Rahm in Bewegung gesetzt wird“, berichtet der Museumsleiter. Während Ersteres in der Regel von einem örtlichen Stellmacher gefertigt wurde, ist das neu hinzugekommene Miele Modell D 5 ein reines Industrieprodukt. Es gehört zur Familie der Schlagbutterfässer mit horizontalen oder vertikalen, mit Schlägern versehenen Wellen – und schließt als solches, aber auch wegen seiner mittleren Größe, eine Lücke in der Hattendorfer Sammlung.
Sauber verarbeitete
Eiche als Material
Hampel: „Das Miele D 5 Butterfass besteht aus sauber verarbeiteter Eiche; der Korpus wird von zwei verzinkten Bandeisen umspannt. Der Antrieb erfolgt über eine Handkurbel mit Übersetzung. Durch ein Schauglas auf der Oberseite kann man die Arbeit der Wellen beobachten und sehen, wie weit der Prozess der Butterherstellung bereits gediehen ist.“ Die Bezeichnung D 5 könnte ein Hinweis darauf sein, dass mit diesem Modell bis zu fünf Liter Rahm verarbeitet werden konnten. Gesichert ist, dass das größere Modell Miele D 15 bis zu 15 Liter Rahm zu Butter machen konnte. Ein solches Modell wird derzeit im World Wide Web für über 1000 Euro gehandelt, der kleinere Bruder D 5 für um die 150 Euro.
Übrigens: Das selber Buttern per Handkurbel und ganz ohne Strom und Elektronik erfreut sich bereits seit Längerem wieder wachsender Beliebtheit. Aktuell bietet eine Firma in Lommel (Belgien) Butterfässer für „selbstgemachte Butter in wenigen Minuten“ für um die 35 Euro zum Verkauf an.
Kleines Bonmot zum Schluss: Der österreichische Begriff „buttern“ (für den Geschlechtsakt), meist als „pudern“ notiert, kommt von der stoßartigen Bewegung bei der Butterherstellung.
Öffnungszeiten: Das Heimatmuseum Auetal, Langenfelder Straße 47, 31749 Auetal, hat noch am kommenden Sonntag, 18. Oktober, und am Sonntag, 25. Oktober, jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr geöffnet – wobei am 25. Oktober auch die Museumsschmiede mit Schmied Stefan Müller in Betrieb ist: Danach verabschiedet sich das Museumsteam in die Winterpause. Angemeldete Besucher können auch außerhalb der obigen Sonntage zusätzliche Termine vereinbaren. Kontakt: Karl Hampel, Telefonnummer (05752) 600; Andreas Held, Telefonnummer (05753) 849.
Autor:
THOMAS WÜNSCHE