Schaumburger Zeitung vom 15. Oktober 2022

Ringtausch auf Cocktailsesseln

Heimatmuseum Auetal richtet neues Trauzimmer im Stil der 50er-Jahre ein/

Bereits erste Hochzeiten.

Farbenfroh: Die Auetaler Standesbeamtin Jutta Zessin bei einer Hochzeit im neuen 50er Jahre Trauzimmer des Museums.
Farbenfroh: Die Auetaler Standesbeamtin Jutta Zessin bei einer Hochzeit im neuen 50er Jahre Trauzimmer des Museums.

HATTENDORF/REHREN. Bei Brautpaaren ist das Auetaler Heimatmuseum in Hattendorf als Kulisse für den Bund fürs Leben beliebt: „In den zurückliegenden zwölf Jahren, seit denen Trauungen bei uns möglich sind, haben hier schon über 100 standesamtliche Hochzeiten stattgefunden – davon allein 20 im vergangenen Jahr“, sagt Karl Hampel nicht ohne Stolz. Der Museumsleiter: „Selbst Paare aus Hannover, die unsere Homepage im Internet entdeckt haben, gaben sich bei uns schon das Ja-Wort.“ Kein Wunder, denn vor allem die „Alte Schmiede“ am Ex-Schulgebäude mit dem lodernden Schmiedefeuer „zieht“ – vor allen natürlich bei Kaiserwetter. Schon drei Mal brachten Reitbegeisterte dabei sogar ihre Pferde mit – sozusagen als vierbeinige Trauzeugen, die sich rechts und links von Standesbeamtin Jutta Zessin postierten. Für Hochzeiten gern gebucht werden aber auch die „Alte Schulstube“ und das „Alte Wohnzimmer“, die beide originalgetreu eingerichtet sind und so den Charme der Jahrhundertwende atmen.

Jetzt indes gibt es noch eine vierte Örtlichkeit im Gebäude, die sich Brautleuten als Trauzimmer besonders empfiehlt und die vor allem Fans der 50er-Jahre ansprechen soll: „Wir haben den im Hochparterre liegenden Raum, der über einen separaten Eingang und eine kleine Außentreppe verfügt, mit originalen Cocktailsesseln aus der Zeit eingerichtet“, erzählt Hampel. Erste Hochzeiten hätten dort bereits stattgefunden. „Die Idee dazu, einen solchen Raum als Trauzimmer einzurichten, hatte Doris Lohmann“, erinnert Zessin. Lohmann ist ebenfalls Mitglied im Heimatverein und helfe häufig beim Vorbereiten der Hochzeiten. Die Standesbeamtin sah sich den Raum, das ehemalige Fernsehzimmer, das Platz für 15 bis 20 Gäste bietet, an – und war auf Anhieb begeistert.

Dominiert wird der Raum von dem kolorierten und groß gezogenen Foto einer Auetaler Süntelbuche. „Den Baum selbst, der einmal auf dem Grund und Boden von Otto von Blomberg stand, gibt es zwar nicht mehr, aber die 1895 erstellte Aufnahme hält ihn noch in seiner ganzen einstigen Blätterpracht fest“, sagt der Museumsleiter. Er schmunzelt: „Eigentlich reichen Äste und Blattwerk einer Süntelbuche ja bis zur Erde. Das Auetaler Exemplar hat das aber nicht geschafft, weil seine Blätter über viele Jahre hinweg ständig von Ziegen abgefressen wurden.“ Das habe den Baum von der Optik her zu einem ganz besonderen Original gemacht.

Tatsächlich hat es die Süntelbuche sogar zum Wappen des Auetals gebracht; ihre 16 Blätter symbolisieren die 16 Ortschaften der Gemeinde; auf dem großgezogenen Foto des Baumes im Trauzimmer sind sie namentlich verzeichnet. Ebenfalls zur Ausstattung des Zimmers gehört ein Wandteppich zum Selbstknüpfen, der gleichfalls die Süntelbuche zeigt. „Diese Wandteppiche hingen damals und hängen auch heute noch in vielen Auetaler Haushalten“, weiß Hampel. Die zum Knüpfen benötigten Materialien samt Anleitung habe weiland die Gemeinde verkauft.

Während der Trauzeremonie sitzt die Auetaler Standesbeamtin auf einem mit Schnitzwerk reich verzierten Holzstuhl, den das Heimatmuseum vom Senior der Familie Watermann, erhalten hat, die eine Polsterfabrik in Rehren besaß, wie der Leiter sagt. Die Schnitzerei in der Rückenlehne des Stuhls stellt die Paschenburg da.

Abgerundet wird das Einrichtungsensemble des Trauzimmers von einem runden Holztisch mit weißer Stickdecke, einem Nierentisch und einer Tischlampe – natürlich ebenfalls alles 50er-Jahre. „Ganz fertig sind wir mit dem Einrichten aber noch nicht“, erklärt Zessin. So fehle beispielsweise noch eine zeitlich passende Gardine.

Übrigens: Um neben den Trauzeugen auch weiteren Hochzeitsgästen zeitgenössische 50er-Jahre Sitzplätze anbieten zu können, sucht das Heimatmuseum Auetal noch nach weiteren Cocktailsesseln. Wer sich von dem einen oder anderen gut erhaltenen Exemplar trennen möchte, kann sich gerne unter Telefon (05752) 600 oder E-Mail info@heimatmuseum-autal.de an das Museum wenden.

Kontakt: Wer sich in der „Alten Schmiede“, in der „Alten Schulstube“, im „Alten Wohnzimmer“ oder – neu – im 50er Jahre-Zimmer des Heimatmuseums trauen lassen möchte, kann sich an das Standesamt Auetal unter Telefon (0 57 52) 1 81 33 wenden und nach freien Terminen fragen.

 

Redakteur: Dr. Thomas Wünsche