Schaumburger Zeitung vom 18. Juli 2022
was es mit dem besonderen Fund von Sondengänger Thorsten Kuhlmann auf sich hat
Pilgerzeichen aus 1300 im Auetal gefunden
POGGENHAGEN/HATTENDORF. Seit eineinhalb Jahren ist Thorsten Kuhlmann in der Gemarkung Borstel mit seinem Metalldetektor unterwegs. Der Sondengänger ist auf der Suche nach historischen Relikten. Vor einigen Wochen hat er einen besonderen Fund gemacht:
POGGENHAGEN/HATTENDORF. Seit eineinhalb Jahren ist Thorsten Kuhlmann in der Gemarkung Borstel mit seinem Metalldetektor unterwegs. Der Sondengänger ist auf der Suche nach historischen Relikten. Vor einigen Wochen hat er einen besonderen Fund gemacht, ein Pilgerzeichen des Heiligen Servatius, datiert auf um die 1300 und im niederländischen Maastricht gefertigt aus einer Blei-Zinn-Legierung.
Dieses besonders Pilgerzeichen hat er jetzt, nachdem es der Kommunalarchäologe des Landkreises Schaumburg, Daniel Lau, genau angeschaut und bewertet hatte, an das Auetaler Heimatmuseum übergeben. Mit der Erklärung von Lau ist es in einer der zahlreichen Vitrinen im Museum ausgestellt.
Kuhlmann hat das Hobby des Sondengängers erst vor eineinhalb Jahren für sich entdeckt. „Es macht mir Spaß und ist ein guter Ausgleich zum Bürojob“, so Kuhlmann. Er ist vom Landkreis zertifizierter Sondengänger und hat die Genehmigung, in der Gemarkung Borstel mit seinem Metalldetektor nach besonderen Gegenständen zu suchen. Bei Funden arbeitet er selbstverständlich eng mit Lau zusammen. Mit seinem Hobby hat Kuhlmann auch seinen 24-jährigen Sohn Fabian angesteckt. Dieser hat die Erlaubnis, in Poggenhagen als Sondengänger unterwegs zu sein. Sein Vater begleitet ihn dann häufig. Bei einem solchen Vater-Sohn-Ausflug hat Thorsten Kuhlmann im Bereich von Poggenhagen das Pilgerzeichen gefunden.
„Ich suche dort den Diekhof. Das ist der älteste im Auetal je erwähnte Hof. Nach dem Pilgerzeichen, das genau in die Zeit des Hofes passt, habe ich da inzwischen zwei Hufeisen gefunden. Ich bin sicher, dass es dort den genannten Hof gegeben hat. Das macht die Suche interessant und spannend“, so Thorsten Kuhlmann.
Um mit einem Metalldetektor auf die Suche zu gehen, benötigt man eine Genehmigung des Landkreises Schaumburg. Diese bekommt man, wenn man einen zweitägigen Kurs bei einer Denkmalschutzbehörde in Hannover und einen Praxisteil bei der Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft absolviert hat.
Hat am Fundort der Diekhof gestanden?
„Ohne Zertifikat und Genehmigung wäre es Raubgräberei und würde eine Strafe nach sich ziehen“, erklärt Kuhlmann. Jeder Fund muss in eine Tabelle eingetragen und gemeldet werden. Der Kommunalarchäologe bewertet die Gegenstände dann.
Nachdem Kuhlmann das Pilgerzeichen im Bereich Poggenhagen gefunden hatte und da sein Sohn aufgrund eines Studiums nur selten vor Ort ist, hat er jetzt auch die Genehmigung für die Suche in Poggenhagen erhalten. „Ich hoffe selbstverständlich auf weitere Funde in dem Bereich und auf einen Nachweis, das dort der Diekhof gestanden hat“, so Kuhlmann.
Zum Pilgerzeichen schreibt Daniel Lau: Das Pilgerzeichen (signum) zeigt den nach links blickenden heiligen Servatius (Servaz), einen der fünf Eisheiligen. Er ist in den Bischofsornat gekleidet und hält einen Krummstab und einen Schlüssel in seinen Händen. Das Grab des heiligen Servatius (13. Mai 384 gestorben) liegt in Maastricht und war bereits im 6. Jahrhundert ein Wallfahrtsort.
Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert wurden in den europäischen Wallfahrtsorten gegossene Metallzeichen an die Pilger ausgegeben, die an Kopfbedeckung oder Mantel genäht wurden. Das auf diese Weise gut sichtbare Zeichen diente als Ausweis der Frömmigkeit und gewährte bestimmte Vergünstigungen auf der Reise, zu Hause bot das Zeichen den Nachweis der vollzogenen Pilgerfahrt und war als Kontaktreliquie mit der Kraft des verehrten Heiligen aufgeladen.
Noch viel mehr Infos dazu gibt es im nächsten Schaumburg-Lippischen Heimatblatt, das demnächst erscheint.
Kerstin Lange - Redakteurin